Im Mai 2o16 wars, als ich meine erste Bekanntschaft mit dem 90mm Makro-Objektiv von Tamron (Modell 272E) machte und mit Freude über den Ausflug mit ihm berichtete (Klick mich!). Seitdem ist eine Weile vergangen. Der Nachfolger (Modell F004) hat sich allerdings schon wenige Monate nach diesem ersten Beitrag in mein Gepäck geschlichen. Warum? Nicht etwa, weil mir die Bildqualität missfiel. Bevor ich aber fortfahre, gibt's das Testvideo:

90mm_test_beitragsbildDie Vorgeschichte
Was mir im damaligen Freudentaumel noch nicht sonderlich negativ auffiel, sich aber schleichend als problematisch herausstellte, waren der nicht vorhandene Innenfokus und dessen doch recht träge Motorisierung. Der Tubus fährt dabei einen nicht gerade geringen Teil nach vorn aus (fast 50% der Objektiv-Länge); es konnte also passieren, dass das Objekt der Begierde an- oder gar weggeschubst wurde, wenn man sich nah heranwagte.

Beides war somit öfter die Ursache für so manches nicht entstandene Foto, weil nicht schnell genug fokussiert werden konnte. Immer wieder 'abstürzende' Tiere oder unscharfe Bilder waren auf Dauer einfach zu frustrierend - ich begann damit, mich regelmäßig zu ärgern.

Mit der Lautstärke der Motorisierung konnte ich indes gut leben. Auf die finale Entscheidung, die Optik zu ersetzen, hatte sie auch keinen Einfluss - heute frage ich mich allerdings, warum ich mir diesen Lärm angetan habe. Und ob der nervig-ratternde Motor nicht vielleicht doch für Angst bei meinen Motiven sorgte, mag ich nicht genau zu bestimmen; ich knoble das jetzt einfach mal aus und sage: meh! ;o)

 

Zum Objektiv:

Verarbeitung | Haptik
Sowohl optisch als auch in der Hand macht das Objektiv einen guten Eindruck. Obwohl durchweg aus Plastik gefertigt, kommt es deutlich wertiger daher als noch sein Vorgänger, der eher 'günstig' wirkte. Am Gewicht ändert sich hingegen nur wenig: knappe 800 Gramm bringt das gute Stück auf die Waage. Obendrein hat es eine Gummi-Lamelle am Bajonett-Anschluss, die eindringendes Wasser fernhält - damit verdient es sich den Zusatz 'spritzwassergeschützt'. Ich habe es schon häufiger im Regen eingesetzt und bin sehr zufrieden. Wasserdicht ist es aber nicht - das sollte man im Hinterkopf behalten.

Wer also damit Baden gehen will, geht damit baden. ;o)

 

Fokus | Stabilisation
Der Fokus ist prinzipiell schnell und treffsicher; selbst wenn es etwas an Licht mangelt (Innenräume, Abend- bzw. Morgenstimmung) erhält man noch eine recht hohe Trefferquote. Das war beim Vorgänger nicht der Fall, der pumpte schon recht häufig hin und her - selbst wenn man die Suchbereich-Begrenzung aktiviert hatte.

Einen großen Fortschritt hat für mich auch das Umschalten der Fokus-Modi gemacht. Wurde beim Vorgänger durch Vor- und Zurückschieben des Fokus-Rings zwischen den Betriebsarten umgeschalten, nutzt man beim Modell F004 ganz klassisch einen dafür dedizierten Schalter.

Apropos Schalter: das F004 bietet drei wählbare Bereichs-Modi:

o.3m bis o.5m | o.5m bis ∞ | Full (unbeschränkt)

Der Nahbereich von o.3m-o.5m wird damit wohl der wichtigste für Makrofotografen sein. Mir ist es in dem Zusammenhang allerdings schon öfter passiert, dass ich vergaß die Begrenzung zurück auf Standard zu setzen und wunderte mich tags darauf, woher nur die vielen unscharfen Resultate kamen - also aufpassen.

Mit diesen Modi ist man jedenfalls für alle Einsatzzwecke optimal gewappnet. Man kann aber auch nichts falsch machen, den Modus auf 'Full' stehen zu lassen - es lässt sich damit recht gut arbeiten.

Denn deutlich schwieriger wird es in schwitzigen Situationen, mal eben den richtigen Fokusbereich/Abstand auszuknobeln, der jetzt wohl der richtige wäre, anstatt zweimal neu zu fokussieren.

Das bleibt eine reine Geschmacksfrage. ;o)

 

Der Fokus-Ring
Der gut und griffig gummierte Fokus-Ring hat kaum Spiel, läuft straff und besitzt einen langen Laufweg. Damit ist es möglich, sehr präzise scharf zu stellen. Hier hilft auch der Umstand, dass es keinen Start- oder Endpunkt gibt: ist das eine oder andere Ende des Fokus-Bereichs erreicht, kann man den Ring weiterdrehen, ohne das er blockiert. Außerdem ist damit auch im Autofokus-Betrieb eine händische Justage möglich, was sehr vorbildlich ist - das konnte aber auch schon der Vorgänger, sofern ich mich jetzt nicht vertue.

Am grundsätzlichen Handling hat sich indes nicht viel geändert, wenngleich die integrierte Stabilisation doch so einiges zur Verringerung von Fehlschüssen beiträgt. Wenn hier die Hand des Fotografen nicht limitiert, sind Aufnahmen mit Verschlusszeiten von bis zu 1/4o drin; wenn man zum einen die Luft an- und Extremitäten ruhig halten kann. ;o)

 

Lautstärke
Diesen Abschnitt kann man recht schnell hinter sich bringen. Ein angenehm leises Surren geht vom Motor aus, kaum wahrnehmbar. Ende. Na gut, ein bisschen mehr kann ich doch dazu sagen. Der Antrieb des Vorgängers bohrte sich mächtig in den Gehörgang, was zum einzigen Vorteil gereichte, der da war: man wusste definitiv, dass er funktionierte.

Man mag den Fokus-Betrieb bei Videoaufnahmen mit internem Mikro zwar auch vernehmen, er wird aber nicht als störend empfunden. Die Stabilisation ist ähnlich leise und macht durch sanftes Klicken auf sich aufmerksam.

 

Bildqualität
Hier gibt's keine Abstriche; die Bilder sind nahezu perfekt, haben ein tolles Bokeh und gefallen. Die üblichen Verdächtigen in Form von chromatischen Aberrationen, Vignettierung und/oder Kissenverzerrung lassen sich recht schnell mit ein paar Handgriffen in der Nachbearbeitung beheben. Selten habe ich aber außer der Belichtungsanpassung größere Änderungen vorgenommen, da sich die Kamera schon um die grundsätzlichen Korrekturen kümmert (wenn man sie denn aktiviert hat).

Download der Bilder aus dem Video in voller Auflösung: Klick mich!

 

Fazit
Tolles Ding! Ich kopiere einfach das Fazit des Videos und schließe meinen Beitrag mit noch mehr geschossenen Bildern - so einfach is' das heute. ;o)

Und wer schon eine Weile mit der Linse liebäugelte und jetzt Lust bekommen hat, sich das Ding evtl. doch näher anzuschauen: der Zeitpunkt ist wohl gerade ein guter, um jetzt das eine oder andere Schnäppchen zu machen. Da der jüngste Spross (F017) nun schon ein Weilchen verfügbar ist, sollten auch die Preise des Vorgängers purzeln.

Mit folgenden Links gehts zu einigen Angeboten bei Amazon*:

Tamron 90mm f2.8 VC USD (F004) für Canon | Nikon | Sony
Tamron 90mm f2.8 VC USD (F017) für Canon | Nikon | Sony

Verwendetes Equipment*:
Kamera: Canon EOS 80D
Objektiv: Sigma 17-50mm f2.8 DC OS HSM
Stativ: Vanguard AltaPro 263AGH

* Dies sind Affilate-Links. Das bedeutet, dass du mich mit einem Kauf unterstützt, falls du dich dazu entscheiden solltest. Für Dich entstehen dabei aber keine zusätzlichen Kosten.

 

Eine nette Zeit gewünscht,
Blarksel / Kai