Letzten Sonntag war es, als ich einen Trödelmarkt in Leipzig besuchte. Neben Schallplatten, die ich zuletzt als Kind hörte und die mich wieder sechs Jahre alt werden ließen, erblickte ich an einem Stand ein Rondell aus DDR-Koffern, auf denen einsam ein Teddy thronte und den ich später Gustav taufen würde.
Der tat mir nicht nur ein bisschen leid, sondern kam mir ebenso bekannt vor. Ich ging zunächst eine Runde durch die Tische und stöberte herum, doch behielt ich den Teddy immer im Blick.
Schlussendlich nahm ich das Kerlchen mit und badete es sofort, weil es doch ziemlich nach Rauch roch. Von den Ohren bis zu den Füßen eingeschäumt und einwirken gelassen, musste ich die Prodezur mehrmals wiederholen, bis der Geruch schließlich das Weite suchte. Bis Dienstag wurde der Große nicht geschont und lebte quasi in der Badewanne. ;o)
Dienstag, 17:45 Uhr: ich komme nach Hause und schaue ins Bad. Gustav sitzt da, noch immer nass am Hintern und an den Füßen, aber obenrum ist er schön trocken. Da er die letzten drei Tage dort im tristen Bad verbrachte, nehme ich mir vor, ihn heute von dort zu entführen auf den Balkon, um sich einmal anzusehen, wo er von jetzt an wohnen wird. Vorher packe ich ihn in ein Tuch, damit er sich da draußen nicht unterkühlt.
18:1o Uhr: draußen wird es düster, dunkle Wolken ziehen auf; aber er freut sich über die vielen bunten Blümchen und Milly, die neben ihm döst. Ich gebe ihm einen Apfel und hoffe, dass er ein wenig isst. Er lässt seinen Blick auf das Drumherum schweifen; schaut zu, wie ich Blumen gieße und Milly entfitze. Er beißt ein paar mal in den Apfel, immerhin ein Anfang, aber er ist ja auch aufgeregt.
Eine halbe Stunde später beginnt es zu regnen und ich nehme ihn rein ins Wohnzimmer, setze ihn in die Schlafmulde des Kratzbaums und hole Karlie (so nenne ich den Kleinen nun) dazu, der ihn wärmen und ein bisschen was von der Wohnung zeigen soll. Er erzählt Gustav von all den Pflanzen und Bildern, die man dort sieht und wie man sie nennt. Er zeigt auf die Filme im Regal gegenüber, die er schon mit mir zusammen geguckt hat. Von dort oben beobachten die Beiden dann noch eine ganze Weile, was so alles passiert.
Irgendwann denke ich mir, bring die beiden an einen schöneren Platz, an dem sie sich nicht verrenken müssen. Also gehts ab in den Sessel - der Große ist ja auch schon alt. Karlie kuschelt sich an Gustav und die beiden erzählen sich seitdem von ihren Erlebnissen und Abenteuern. Karlies kleine Augen werden mit der Zeit immer größer, als er von seinem Ausflug nach Fockendorf berichtet und wird plötzlich noch kleiner, wenn Gustav von seinem Leben und nicht so dollen Sachen erzählt; zum Beispiel, wie er einfach so im alten Heim zurückgelassen wurde. Da drückt sich der Kleine dann an ihn ran und knuddelt ihn ganz dolle.
Ich sehe die beiden an und denke mir: sie haben sich noch viel zu erzählen, lass sie in Ruhe.. und ich freue mich, dass beide nun einen Freund haben, um zu spielen, sich Geschichten zu erzählen und einfach nur da zu sein füreinander. Ich denke, sie sind jetzt schon gute Freunde, wenn ich mir die Bilder so angucke.
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