Es sind nun schon fast zwei Jahre, seit ich meine lang genutzte 300mm-Tele-Linse durch ihren großen Bruder, das Tamron 150-600mm f5-6.3 Di VC USD, ersetzt habe. Heute nun möchte ich darüber berichten, welche Erfahrungen ich damit gemacht habe und was mir am Objektiv gefällt; oder vielleicht auch nicht. Dabei handelt es sich, wie der Titel schon sagt, um die zweite Generation des Objektives (G2 = Generation 2).

Bevor ich jetzt mit meinem kleinen Review beginne, zeige ich einige Eindrücke in Videoform, die zum einen die Bildqualität präsentieren, zum anderen die Stabilisation in Aktion im Videomodus. Danach geht’s direkt los.


Zur äußeren Erscheinung / Haptik:

Im Kontrast zur zuletzt von mir genutzten Linse, dem Tamron 70-300mm f4-5.6 Di VC USD, ist der Unterschied deutlich zu erkennen. Die Länge: gute 26cm misst das neue Objektiv im nicht ausgefahrenen Zustand; da wirken die 14,3cm des kleinen Bruders geradezu winzig.

Ein wenig zulegen konnte das 150-600mm G2 auch im Durchmesser; mit 10,9cm zu 8,2cm ist es insgesamt üppiger geworden. Hier sei auch für jeden, der optische Filter hinzukaufen bzw. bereits vorhandene weiterverwenden will, erwähnt, dass der Filterdurchmesser auf 95mm angewachsen ist; teures nachkaufen könnte hier also notwendig werden.

Bei so einem Großkaliber soll man natürlich auch über das Gewicht sprechen: gut 2kg Metall und Glas laden zum Kraftsport ein; die geradezu fliegengewichtigen 770g des 70-300mm liegen dagegen flockig in der Hand. Man muss sich also im Klaren darüber sein, auf was man sich einlässt. Hat man dann noch eine entsprechende Kamera angesetzt, kommt man schnell auf über 3kg Gesamtgewicht - und die wollen gehalten werden.

Die zugehörige Gegenlichtblende ist dabei glücklicherweise aus Kunststoff gefertigt und mit einer soften, mattierten Oberfläche versehen. Sie trägt mit ihren ~100 Gramm dennoch ihren Anteil am Gesamtgewicht des Objektives - und wir landen bei einem finalen Gewicht von ~2,1kg.

Das Tamron f5-6.3 Di VC USD G2 ist außerdem mit einem Spritzwasserschutz versehen. Am Bajonett findet sich demzufolge auch eine Gummilippe, die vor Feuchtigkeit und Staub schützt. Tamron hat außerdem alle beweglichen Teile mit speziellen Dichtungen versehen. Das hebt den allgemein wertigen Gesamteindruck und man möchte kaum glauben, dass man für dieses Objektiv gerade einmal um die 1ooo€ zahlt.

Die Stativschelle, die mit dem G2 nun ArcaSwiss kompatibel gemacht wurde, rundet das Gesamtpaket ab. Das heißt, kein nerviges Hantieren mehr mit unterschiedlichen Adaptern - dass funktioniert super und man gewöhnt sich schnell an diesen Luxus.

Fokus und Zoom:

Die Wahl der Brennweiten gestaltet sich komfortabel und geht anständig von der Hand; der Widerstand ist durchweg gleichbleibend hoch. Sehr schön dabei: der Tubus bleibt selbst bei Über-Kopf-Haltung des Objektives an Ort und Stelle. Der manuelle Fokus ist gewohnt direkt und straff einzustellen - das ist sehr angenehm.

Die Funktions-Schalter sitzen gut erreichbar links am Objektiv und lassen sich auch nicht unbeabsichtigt verstellen, da sie auf einer Höhe mit ihrer direkten Umgebung liegen. Man muss also entweder mit Druck von oben oder mittels Fingernagel ran und man hört und spürt klar, dass der Schalter sich bewegt und einrastet. Und wo ich schon beim Einrasten bin, sei auch die neue, 'Flex-Zoom' genannte Mechanik erwähnt, die man zum stufenlosen festsetzen der Brennweiten nutzen kann.

Durch einfaches schieben des Brennweiten-Rings nach vorn aktiviert, sitzt letztere immer fest - und das auch noch nach regem Gebrauch. Erkennbar wird die Arretierung durch einen schönen, weißen Ring gemacht. Sehr angenehme Funktion und äußerst hilfreich, wenn man sich nur noch ums Fotografieren kümmern will und nicht unbeabsichtigt doch mal 'am Rad dreht'. ;o)

Eine schon bekannte aber nicht weniger erwähnenswerte Funktion des Tubus: wie beim kleineren Bruder, dem 70-300mm, steht die Fronteinheit beim Tamron 150-600mm G2 ebenso still. So ist dank Innenfokus auch mit aufgesetzten Filtern (zBsp. Grauverlaufs- oder Polfiltern) ein Fokussieren möglich, ohne die Komposition zu vermurksen.

Positiv ist ebenfalls zu bemerken, dass man mittels Fokusring auch im Autofokus-Betrieb die Möglichkeit hat, die Schärfe von Hand nachzustellen - und durch den Ultraschall-Motor (USD - Ultra Silent Drive) ist das Ganze flüsterleise. Zudem gibt es keinen Punkt, an dem der Fokusring stoppt, weil das Ende der Mechanik erreicht ist - er arbeitet dann einfach im 'Leerlauf' weiter.

Nebenher sei erwähnt: wer seine Erfahrungen bisher mit Canon-Objektiven gemacht hat und nun zum Tamron greift, wird sich auf eine Umstellung gefasst machen müssen; der gewohnte 'Dreh' – also links herum ran- und rechts herum rauszoomen – ist mit Tamron passé; denn hier geht's genau anders herum. Anfangs tut man sich damit noch schwer, das gibt sich aber recht schnell.

Bildstabilisation:

Das Zuschalten des Stabilisators (VC - Vibration Compensation) nimmt man für gewöhnlich immer wahr. Der beginnt dann seine Arbeit zu verrichten, sobald man fokussiert. Das Einschalten hört man recht deutlich anhand eines kurzen, mechanischen 'Klicks'; diesen vernimmt man auch kurz nachdem man den Finger vom Auslöser genommen hat - störend wirkt er dabei aber nie.

Man sollte aber definitiv auf externe Mikrofon-Lösungen ausweichen, wenn man vorhat, häufiger Videoaufnahmen zu machen. Das integrierte Mikrofon nimmt jedes noch so kleine Geräusch wahr; was auf Dauer einfach nicht schön klingt und jede Aufnahme kaputt macht (Aufnahmen ohne Stabilisation/AF sind hiervon natürlich ausgenommen).

Der Stabilisator des Tamron f5-6.3 Di VC USD G2 funktioniert bestens, kann aber manchmal zu etwas unscharfen Bildern führen. Es kann aber auch sein, dass ich der Linse zu viel zumute und es ein wenig mit den Belichtungszeiten übertreibe. Dennoch sind Aufnahmen von 1/200s bei 600mm möglich, wenn man sich Mühe gibt. Das ist schon beachtlich für eine umgerechnete Brennweite von 940mm (an meiner Canon EOS 80D).

Auch beim Drehen von Videos kann man, wenn man ein ruhiges Händchen hat, sehr sanfte Schwenks und Fahrten aus der Hand realisieren. Sollte man hingegen abrupte Bewegungen machen, hüpft das Bild wild umher und wird kurze Zeit später wieder 'eingefangen'. Hier ist grundsätzlich ein Stativ zu empfehlen. Nichts desto trotz: der Stabilisator arbeitet, wie ich es auch von den anderen Linsen kenne, vorbildlich.

Persönlicher Tipp von mir: erfahrungsgemäß sollte man immer eine Belichtung von wenigstens 1/500s, besser 1/800s anstreben. Erst ab diesen Zeiten kann man halbwegs sicher sein, dass die Bilder auch scharf werden. Selbst heute ertappe ich mich dabei, dass ich mich über vergeigte Resultate ärgere, weil ich auf Teufel komm raus bei unter ISO 800 bleiben wollte. Das kann man teils vergessen – bei Blende f6.3 oder f8 ist das nur bei sonnigstem Wetter möglich. Hier nehme ich dann doch lieber mehr Rauschen in Kauf, anstatt am Ende unscharfe Aufnahmen zu löschen – ersteres kann man schließlich noch korrigieren.

Bildqualität:

Bewertungskriterium Nummer eins ist natürlich die Bildqualität einer Linse.

Neben meinem Video habe ich hier auch viele Aufnahmen bereitgestellt, die kaum nachbearbeitet wurden (lediglich Weißabgleich, rudimentäre Belichtungskorrektur, evtl. in s/w konvertiert). Was man feststellt, ist, dass es kaum chromatische Aberrationen darin zu sehen gibt. Auch eine Vignettierung ist (u.a. bedingt durch den APS-C-Sensor) kaum auszumachen. Zum langen Ende hin ändert sich daran auch kaum etwas, wenngleich die Aberrationen hier und da zum Vorschein kommen. Mit wenigen Handgriffen ist dieses kleine Manko in Lightoom bzw. Equivalenten aber behoben.

Das die Bilder kaum optische Fehler aufweisen, liegt auch an den Vergütungen der Gläser, die Tamron hier aufgebracht hat.

Im Großen und Ganzen bin ich mit der Linse sehr zufrieden, Bild- und Verarbeitungsqualität lassen kaum Wünsche offen. Ganz besonders, wenn man den Kaufpreis der Leistung gegenüberstellt. Einzig die Lernkurve ist steil und holprig, man benötigt einiges an Zeit um sich an Gewicht und die Eigenheiten der großen Optik zu gewöhnen. Hat man diesen Abschnitt hinter sich gebracht, wird man mit tollen Resultaten belohnt.

Mein persönliches Fazit:

Das Geld, das man in das Objektiv investiert, ist wirklich gut angelegt. Nicht nur bekommt man eine wirklich ordentlich verarbeitete, robuste Konstruktion in die Hand; auch die Bildqualität weiß zu überzeugen. Spritzwasserschutz, ArcaSwiss-Bajonett und gute Bedienung runden das Paket ab. Ich kann und möchte hier definitiv eine Empfehlung aussprechen.

Obendrein liegen dem Objektiv auch eine ordentliche Gegenlichtblende und Schutzhülle bei.

Ich wünsche allzeit gutes Licht,

Blarksel / Kai

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Das Tamron 150-600mm f5-6.3 Di VC USD G2 für Canon | für Nikon

Verwendete Kamera: Canon EOS 80D
Verwendetes Objektiv: Sigma 17-50mm f2.8
Verwendetes Stativ: Rollei C6i Carbon